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DSCH Musikfilm, Bilder ansehen

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Christel Böhme-Bloem zu meinem Film Theateraufzeichnung für Arte/NDR, 170 min, 2012 „DSCH“ – Dimitri Schostakowitsch (1906-1975) in einer Ringvorlesung zum Thema „Musik und die Werkmeister des Traums“:

In einem siebenminütigen Film erleben wir eine szenisch-filmische graphische und pantomimisch-tänzerische Bearbeitung eines Musikstücks. Die Filmemacherin und Regisseurin Barbara Thiel erzählte mir dass sie viele Jahre vor der Arbeit an dem Film in einer für sie sehr berührenden Begegnung von dem finnischen Maler und Filmer Timo Mäki hörte sie solle sich auf der Suche nach etwas Ausdrucksstarkem mit dem 15. Streichquartett von Dimitri Schostakowitsch befassen. – „Das 15. Quartett lässt dich einen Menschen von allen vier Seiten anschauen“. – Er schenkte ihr die CD mit einer Aufnahme des Borodin Quartetts sie hörte die Musik und war tief beeindruckt. Als sie dann ihre Studienkollegin Monika Meinold wieder traf inzwischen Malerin mit Erfahrung in zeichnerischem Ausdruck von Orgelmusik reifte der Plan zur gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem zweiten Satz des 15. Quartetts. Es entstand der Film „DSCH“ der 1998 in Kiel uraufgeführt wurde. Ich werde den Film und die Musik beschreiben um die Metaphorisierungsarbeit zu verdeutlichen.

Das Musikstück- Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144: Das Werk aus dem Jahr 1974 ist das letzte Streichquartett des Komponisten der ein Dreivierteljahr nach der Uraufführung starb. Die Krankheit zum Tode und das Lebensgefühl in der Nach – Stalin-Ära in der Sowjetunion hatten Schostakowitsch der zwischen erzwungener Anpassung und innerer Distanz gefangen war gedrängt diese Musik zu schaffen. Suitenartig reihte er sechs Adagio-Sätze nahtlos aneinander eine Elegie großer Dichte. Die Satzbezeichnungen sind Elegie Serenade Intermezzo Nocturne Trauermarsch und Epilog. Der zweite Satz mit dem Titel „Serenade“ geht aus den ersterbenden Klängen des ersten Satzes in scharfen Crescendi hervor. Es waren diese Crescendi der Geigen die für die beiden Künstlerinnen den Ausschlag gaben diesen zweiten Satz für ihre Arbeit auszuwählen. Den beiden Frauen ging es nicht um ein Bebildern der Musik sondern um eine Mitteilung des je eigenen Erlebens beim Hören um eine multimodale Vervollständigung des Gehörten. Die Musik wird bei aller Ausdrucksstärke von ihnen noch einmal als Zeichenwolke der eigenen Erlebnissphäre eigenen Interaktionsformen zugeführt. Sie bilden gleichsam ein Ensemble mit dem Komponisten.

Musikalisches Material: Der knapp sechsminütige 2. Satz „Serenade“ Eine ansteigende Zwölftonreihe haarfein vereinzelt in der jeder Ton vom Pianopianissimo bis zum Sforzatofortefortissimo in der ersten Geige dann auch in den Mittelstimmen anschwillt und abreißt polternde Cello-Kommentare gefolgt von hart gerissenen Akkorden des Cellos bilden einen grotesken Serenadenrhythmus aus dem die erste Geige ab Takt 31 einen matten Walzer anstimmt der vom Cello über zwei Takte vorbereitet wird. Nachdem die Geige diesen kleinen Walzer wiederholt hat taucht er im Cello auf. Der Serenadencharakter wird immer wieder von hart gerissenen gitarreartigen Akkorden der Mittelstimmen und des Cellos ins Gespenstische gerückt. Ein äußerst gespannter Faden – Lebensfaden – reißt ab. Insgesamt eine sehr einfache formale Struktur mit intensivstem Ausdruck. Hervortretende Eindrücke sind beim unvorbereiteten ersten Hören eine starke Lautstärken-Dynamik ein geringer Tonumfang ein Kontrastieren zwischen den sowohl in der Geige als auch im Cello matt klingenden Walzermotiven und den gespenstisch wirkenden hart gerissenen Pizzikato – Akkorden der anderen Stimmen.

Assoziationen beim Hören und Erinnern an den Film: Gehbewegung ich trete an ein fließendes Wasser gehe auf einem Kopfsteinpflasterweg steige eine Treppe hinauf – die Geigen und die Bratsche schreien dabei zwölf mal auf die Schreie werden mir von analogen weißen Pinselstrichen an Kaligraphie erinnernden aber doch eher geschleuderten Pinselhieben eingeprägt die anschwellen und abreißen. Geisterakkorde im Cello gerissen hingeworfen von schwertartigen Pinsel-Schmissen über einer altertümlichen Uhr. In mir Schreie ein Explodieren. Wie gekreuzte Schwerter stehen die hart gerissenen Akkorde im Bild werden mit dem Verlauf der Klänge neu aufs Feld geworfen Fecht- und Kampfimpulse schießen mir in die Arme. Ruhigere Bilder ein Tischchen mit Büchern eine Lampe Behaglichkeit ruhiges Schreiten Stoffgewebe Haut Lederstruktur zum Betasten einladend.Ich fahre mit den Fingern im Vorwärtsgehen über die Gewebe. Das Tischchen war flüchtig unter dem anfangs fließenden Wasser zu sehen Vergänglichkeit vorausahnend. Beim Taktwechsel im Cello und dem Einsetzen des kleinen Walzers in der Geige beim Beginn des Dreiertaktes beginne ich mich zu drehen eine Suchbewegung. Zugleich entfaltet sich ein winziges Wesen das erst wie ein kleines Ohr aussieht dann mich im Zoom ins Bild eines zusammengekauerten Menschen zieht der erst wie ein Embryo hockt und sich vor mir entfaltet. Der nackte Leib der Nabel Hände Arme – ein männliches Gesicht mit tief umschatteten Augen. Selbstvergewisserndes Tasten Suchen Fallen sich umwinden. Ratloses Spiegeln Abblendung des Gesichts Auslöschen von Blick und Klang. Wieder gekreuzte Klingen ein Alptraum-Suchen resigniertes Verlöschen. Ich durchschreite die Klänge betaste sie.Spüre wie die Musik in mich eindringt im Brustraum im Bauch wühlt am Rücken kalt anfasst ich bin Ohr Bewegung Schmerz Kälte suche Wärme wandere fließe steige hoch. Tasten Haut Handlinien Stoff und Leder beruhigt bei hoher Anspannung. Vorsichtiges Streichen des Pinsels über das matte Gesicht.Interaktionsformen: erste Struktursuche nach dem Erwachen Abtastendes Blicken beim Horchen Angst und Abflauen der Angst Fragen Ahnen Fürchten bedrohte Lebenszeit kaum beruhigtes Warten. Das Verdichten der Angstspannung entsteht durch die Entsprechung von Klangeindruck und analogen Pinselhieben. Durch viele Verweise auf die vorwärtsdrängende Zeit steigert sich die Spannung: die Pinselhiebe auf der Uhr das schnell fließende Wasser der wandernde Weg die drängende Musik. Ich habe mir die Musik auf den Leib geschrieben mich durch die Filmerin und die Malerin anregen lassen das Stück mit allen Sinnen wahrzunehmen und damit bei jedem zu differenzierenden Eindruck dem Gehörten meine persönliche Szene beigefügt. 

Fazit: Diese Rezeption und Beschreibung sind höchst subjektiv gedacht als ein Beispiel wie mir dieser kurze Quartettsatz für die Zeit des Horchens und Betrachtens sowie des Nachklangs zum Inbegriff des Menschen wurde der sich nach langgezogenen verlöschenden Klagen (1. Satz) aufbäumt schreit polternde Antworten hört (Cellogegrummel) dann mit der von mir imaginierten Vaterfigur zusammen schreit (Zwölftonreihe im Cello) und mit Einsetzen des müde resignierten Walzers sich selbst mit den erlahmenden Kräften des Gefangenen dem Todestanz fügt nachdem die mütterlichen Mittelstimmen (Bratsche, 2. Geige) das Abblenden des Gesichts den Vorversuch der tödlichen Auslöschens nur in müden aufgerauhten Mollterzen kommentieren konnten. Mein Lebensentwurf sein Lebensentwurf in meiner Vorstellung der gemeinsame Todesentwurf ein Hoffen und Ahnen vom Überleben von DSCH in der Musik.

Zur Ringvorlesung zum Thema „Musik und die Werkmeister des Traums“ von Dr. med Christel Böhme-Bloem, Kiel

Fünf Photos, Trailer ansehen

Fünf Photos, ganzen Fim auf Vimeo ansehen

Kunstfilm, 16mm, s/w + Farbe, 35 min. 1994, gefördert mit Mitteln der kulturellen Filmförderung Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg- Vorpommern

Dokumentarfilm über den Alltag alter Frauen und Männer.
Wie fünf alte Menschen ihr Leben gestalten, davon berichtet dieser Film. Zwischen täglicher Hausarbeit, Nippes, alten Fotos, Lieblingssessel und Gemeindeschwester werden Spuren der Zeit sichtbar: Die Falten der Gesichter erscheinen wie bröckelndes Mauerwerk. Man spürt die Sehnsucht nach Gebrauchtwerden und nach Nähe. Die Zeit scheint stehen zu bleiben, wie auf einem alten Foto. 

Leeches and Feeces, Ganzen Film ansehen

Experimentalfilm, 16 mm, s/w + Farbe, 12 min. 1991

Eine filmkünstlerische Arbeit über die Phantasie des Schreckens, der die Realität des Schreckens gegenübergestellt wird.

Intensiv Blau, Ganzen Film ansehen

Kunstfilm, Video, s/w + Farbe, 13 min. 1993. Gefördert von TUI Hannover und der HfK Bremen, Abschlussarbeit zum Meisterschülerstudium. Musik von Hainer Wörmann, Textcollage von Anne Schlöpke.

Video-Filmarbeit zur Anziehungskraft von Science-Fiction und der Welt, nach der ich mich in meinen Träumen sehne.

Im Sinne des Vorgangs, Trailer ansehen

Architekturfilm, 16 mm, 12 min., 1992

Text Kurzfassung:
Der Film „Im Sinne eines Vorgangs“ von Barbara Thiel und Christian Nusch zeigt den Kern der scharounschen Architekturkonzeption: die Inszenierung des architektonischen Raums als emotional tiefgründiges Erlebnis, in dem sich Individualität mit Gemeinschaftsgefühl vereint. Der Film verknüpft inhaltlich Gedanken und Architekturentwürfe des expressionistisch geprägten Frühwerks des Bremer Architekten Hans Scharoun (1893-1972) mit konkreten Raumeindrücken in Gebäuden seines Spätwerks aus den 1960er und 1970er Jahren, für das im Film exemplarisch das Wolfsburger Stadttheater steht. Im Zentrum steht eine lange Kamerafahrt durch dieses Gebäude, die die spannende und facettenreiche Rauminszenierung Scharouns nachvollziehbar werden lässt.

Text Langfassung:
Der Film „Im Sinne eines Vorgangs“ von Barbara Thiel und Christian Nusch entstand 1992 an der Bremer Hochschule für Künste im Rahmen eines Arbeitsvorhabens über den in Bremen geborenen und in Bremerhaven aufgewachsenen Architekten Hans Scharoun (1893-1972). Anlass für das auch vom Senator für Bildung und Wissenschaft unterstützte Vorhaben war der bevorstehende 100. Geburtstag des berühmten Architekten mit bremischen Wurzeln.
Das von Prof. Jörg Kirschenmann initiierte und geleitete Projekt verfolgte das Konzept, die spezifischen Merkmale der eigenwilligen Architektur Scharouns aus seiner werkbiografischen Entwicklung herauszuarbeiten. Die Ergebnisse führten zum einem zu einer Werkmonografie („Hans Scharoun – Die Forderung des Unvollendeten“, Deutsche Verlagsanstalt 1993), zum anderen zu einer Ausstellung in der Bremerhavener Kunsthalle („Hans Scharoun – Visionen und Modelle“ 1993), die später als Wanderausstellung auch anderenorts präsentiert wurde.
Den spezifischen Bedingungen einer kleineren Kunsthochschule angemessen, war von vornherein eine Einbeziehung von Studierenden unterschiedlicher gestalterischer Medien vorgesehen. Neben Buch- und Ausstellungsgestaltung, Architekturfotografie und Modellrekonstruktionen nicht realisierter Entwürfe des Architekten war auch der Film Teil dieser intermedialen Auseinandersetzung mit der scharounschen Architektur. Das gilt auch für die eigens für den Film komponierte Musik von Uwe Rasch. Der Film wurde im Rahmen der Ausstellung „Hans Scharoun – Visionen und Modelle“ präsentiert.
Die zentrale Aussage des Film besteht in dem Versuch, den Kern der scharounschen Architekturkonzeption: die Inszenierung des architektonischen Raums als emotional tiefgründiges Erlebnis, in dem sich Individualität mit Gemeinschaftsgefühl vereint, mit filmischen Mitteln zum Ausdruck zu bringen. Der Film verknüpft inhaltlich Gedanken und Architekturentwürfe des expressionistisch geprägten Frühwerks aus den Jahren nach dem 1. Weltkrieg mit konkreten Raumeindrücken in Gebäuden seines Spätwerks aus den 1960er und 1970er Jahren, für das im Film exemplarisch das Wolfsburger Stadttheater steht. Im Zentrum steht eine lange Kamerafahrt durch dieses Gebäude, die die spannende und facettenreiche Rauminszenierung Scharouns nachvollziehbar werden lässt.

Prof. Eberhard Syring, seinerzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter